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Die Englischdidaktik der Freien Universität Berlin unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Michaela Sambanis und Gastprof. Dr. Christian Ludwig knüpfte mit der Podiumsdiskussion „Positive Fremdsprachendidaktik“ an den „Happy Learning Kongress 2024“ an.

Die Online-Veranstaltung, die sich dem zukunftsweisenden Ansatz der Positiven Fremdsprachendidaktik widmete, sprach ein Publikum aus aller Welt an: Expert:innen, Lehrkräfte, Eltern und Studierende aus über 35 Ländern nahmen teil, um neue Einsichten und Impulse für ein freudvolles und erfolgreiches Sprachenlernen zu gewinnen.

Im Fokus stand die Frage, wie Erkenntnisse der Positiven Psychologie im Fremdsprachenunterricht genutzt werden können, um Lernlust, Resilienz und das Wohlbefinden von Lernenden nachhaltig zu stärken. Die Podiumsdiskussion bot vertiefende Einblicke in das neue Studienbuch „Positive Fremdsprachendidaktik“ (Narr Verlag), herausgegeben von Univ.-Prof. Dr. Michaela Sambanis und Gastprof. Dr. Christian Ludwig aus der Englischdidaktik der FU Berlin.

Die große internationale Reichweite der Veranstaltung unterstreicht die wachsende Bedeutung des Happy Learning-Konzepts. Lehramtsstudierende des Faches Englisch an der FU Berlin haben die Möglichkeit, schon im Studium die Positive Fremdsprachendidaktik kennenzulernen und dazu zu forschen. Michaela Sambanis und Christian Ludwig bieten entsprechende Seminare an.

Gut gesagt…

Einprägsame Zitate der Diskutierenden

Univ.-Prof. Dr. Michaela Sambanis

Die Positive Fremdsprachendidaktik nutzt Erkenntnisse der Positiven Psychologie und der Hirnforschung und schlüsselt sie fremdsprachendidaktisch auf, um sprachliches Lernen so zu gestalten, dass es auf gute Weise herausfordert, den Bedürfnissen von Menschen Rechnung trägt und die gegenwärtigen Umstände angemessen adressiert.

Sprachenlernen soll erfolgreich und nachhaltig sein, zur Annahme von Herausforderungen ermutigen, Stärkenbewusstsein aufbauen, zur Wahrnehmung von Positivem anregen und zugleich einen guten Umgang mit negativen Emotionen, Stress sowie Rückschlägen im Lernprozess vermitteln.

Die Bezugswissenschaft Positive Psychologie ist eine der Disziplinen der psychologischen Wissenschaften. Sie stützt sich auf ein wissenschaftliches Fundament. Von der Positiven Psychologie wurden Faktoren identifiziert, die nachweislich zu persönlichem Wohlbefinden, Leistungsbereitschaft und Erfolg beitragen und die entwickelt werden können.

Die Positive Fremdsprachendidaktik ermöglicht die Anwendung dieser Befunde beim Lehren und Lernen von Sprachen. Dabei fokussiert sie nicht nur das Kognitive und beschränkt sich nicht auf Wissensvermittlung und sprachliche Kompetenzen, sondern nimmt die ganzheitliche Entwicklung der Lernenden in den Blick, die Vermittlung von Lebenskompetenzen und das Wohlbefinden von Lehrkräften und Lernenden.

Gastprof. Dr. Christian Ludwig

Kinder und Jugendliche, aber auch junge Erwachsene, erleben zahlreiche Krisen, Kriege, Inflation und auch Wohnungsnot (…). Insofern haben wir [aktuell und in den letzten Jahren] eine Polykrise, eine Mischung aus ganz unterschiedlichen sozioökonomischen Krisen, die es zu bewältigen gilt.

Dazu kommt die rasante technologische Entwicklung, die auch einhergeht mit digitaler Überforderung und Reizüberflutung. Da kommen Themen ins Spiel wie Achtsamkeit, digitale Resilienz, aber auch das Sinken der Aufmerksamkeitsspanne und zahlreiche Gefahren und Herausforderungen, die mit digitalen Medien einhergehen und sich natürlich auch auf das Sprachenlernen auswirken.

Die Folgen sind Resignation bzw. wenig Zuversicht und dadurch wenig Antrieb/Motivationsprobleme (…), Stress, Unsicherheit und Zukunftsängste, emotionale Belastung, Verlust von Lernbereitschaft und Lernfreude, Einsamkeit (…), besonders die emotionale Einsamkeit, Konzentrationsprobleme und fragmentierte Aufmerksamkeit (…) Erschöpfung und weitere psychische Belastungen.

Maik Walter

Von der Herangehensweise, Erwachsenenbildung zu betreiben ist ein Zugang über die Positive Psychologie ein ganz wichtiger, weil es ein Ausblenden von den Hindernissen oder [genauer gesagt] eine Fokussierung auf ihre positive Bewältigung ist. Nicht immer dieses ‚Nein‘, dieser Zweifel, dieses Blockieren (…), stattdessen wirklich etwas entgegenzusetzen und einen positiven Ausblick zu geben.

[Die Positive Didaktik nutzt Aktivitäten der Performativen Didaktik und setzt auch auf Bewegungen:] Wenn ich mich bewege, bin ich in der Regel glücklich (…). Man lernt besser, wenn sich die Hände bewegen können und Redegesten machen dürfen, aber auch z.B. durch den Raum gehen, sich bewegen, das sind wichtige Elemente zum Fremdsprachenlernen.

Prof. Dr. Thomas Strasser

Man muss ein gutes Verständnis dafür haben, was die Lebenswelten der Schüler:innen betrifft. Das ist für mich auch positiver Fremdsprachenunterricht, nicht zu ignorieren was bei den Kids abgeht. Auch wenn es hin und wieder ein paar dubiose ‚TikTok-Trends‘ sind, ist es total wichtig (…), dass man zuerst einmal zuhören soll und verorten soll, worum es denn dort bei den Schüler:innen geht.

Wir leben in einer TLDR-Welt (too long, didn’t read) (…). Ich finde schon, um Sprache zu lernen, braucht es auch mal längere Texte, die ‚ein bisschen wehtun‘, und in der Wissenschaft wissen wir ja, dass wir auch bewusst Hindernisse in der Fremdsprachendidaktik einbauen sollen, um eine Challengezu haben.

Die KI ist sehr generisch, weil sie politisch korrekt sein will, also generisch über die ganze Welt drüber, und das ist natürlich für den transkulturellen Fremdsprachenunterricht eine Bankrotterklärung. Deshalb werden wir immer die Lehrkraft brauchen, um das im jeweiligen Kontext zu verorten.

Jenny Pötzsche, M. A.

Und deswegen ist die Positive Fremdsprachendidaktik, bei der das Wohlbefinden, die Stressresilienz und die Reflexionskompetenz des Einzelnen im Mittelpunkt stehen, total sinnvoll, zeitgemäß und zielführend, um mit diesen ganzen Herausforderungen umgehen zu können, ohne dabei psychisch überlastet zu werden.

Diese TikTok-Aufmerksamkeitsspanne, diese extrem verkürzte [Aufmerksamkeit], darauf sind [die Lernenden] trainiert, dadurch dass sie dem so viel ausgesetzt sind. Die Zeit, die viele Schüler und Schülerinnen in jungen Jahren zu Hause unkontrolliert damit verbracht haben, die hat Spuren hinterlassen, und das wird uns noch lange begleiten, da müssen wir uns keine Illusionen machen.

Wenn die Schülerinnen und Schüler nicht das Gefühl haben, ,ich schreibe das nicht für meine Lehrkraft oder für den nächsten Test‘, sondern ,ich lerne hier wirklich etwas, das ich mitnehmen kann, für mein weiteres Leben in einem anderen Lebensbereich‘, dann wird es zum Flow-Erlebnis, dann wird es effizient und dann wird es auch nachhaltig.

Dr. John Crutchfield

Authentizität hängt für mich damit zusammen, dass man selbst etwas erlebt hat, bevor man anfängt, darüber zu berichten. Vor allem, wenn man beispielsweise performativ unterrichten möchte, halte ich es für wichtig, dass  man selbst die Übungen gemacht hat.

(Bei der Präsenz der Lehrperson) geht es eigentlich um eine Kopräsenz. Man ist für jemanden präsent. Und was für eine Präsenz im Unterricht entsteht und wie man als Lehrperson diese Kopräsenz gestalten kann, damit sich alle geborgen, frei und kreativ fühlen, das ist die eigentliche Frage.

Das Interesse an diesen jungen Menschen, die im Unterricht vor einem sitzen, das ist, finde ich, wesentlich. You have to actually care, man muss sich tatsächlich für diese Menschen interessieren (…). Man kann das nicht vortäuschen (…).

Dr. Maria Giovanna Tassinari

Bestimmte Areale unseres Gehirns können nicht gut arbeiten oder sogar blockiert werden, wenn wir unter Stress sind, und  […] unter diesem negativen Stress leiden.

Entscheidungen treffen und planen, da gehen Emotion und Kognition zusammen, deswegen dürfen wir nicht unsere Kognition an die KI weitergeben.

Wir haben als Lehrkräfte die Verantwortung, für eine möglichst stressfreie Atmosphäre in unserem Klassenzimmer zu sorgen (…). Ownership, Raum für geschützte Erfolgserlebnisse sichern oder formatives Feedback, das sind alles Mittel unserer Authentizität, die wir haben, um den Stress zu reduzieren.

Angst ist die meistuntersuchte Emotion beim Fremdsprachenlernen. Zum Glück gibt es nicht nur Angst und zum Glück hat […] die Positive Psychologie das Augenmerk auf Flow, Freude, Stolz, auf die anderen positiven Emotionen [gerichtet]. Es ist unsere Aufgabe, diese zu kultivieren.